Ju-Jitsu

Judo der "sanfte Weg" entstand in Japan am Ende des 19. Jahrhundert und basiert auf dem traditionellen Ju-Jutsu, einer der zahlreichen Kriegskünste der Samurei.

 

Die früheren Techniken wurden dabei verfeinert, systematisiert und methodisch geordnet. Dabei wurde auch "Jutsu" (Kunst oder Technik) zum "Do" (Weg oder Prinzip) erhoben.

 

Inzwischen entwickelte sich Judo zum modernen, internationalen Wettkampfsport. Trotzdem beinhaltet es aber auch heute noch alle Elemente der Selbstverteidigung. Was ist denn aber Ju-Jutsu (bei uns in Europa oft Ju-Jitsu geschrieben), als Vorläufer des Judo? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen kurzen Blick auf die japanische Geschichte werfen.

 

Als mit dem Ende der Heian-Zeit (794 bis 1185) eine Periode von fast ununterbrochenen Kriegen anbrach, begann der Aufstieg der Samurai. Dieser hierarchisch geprägte Kriegeradel lief dem früheren Hofadel zunehmend den Rang ab. Die Samurai waren dabei durch einen unbeugsamen, ethischen Ehrenkodex ("Bushido" = "Weg des Kriegers") auf Gedeih und Verderb an ihre Herren gebunden. Sie entwickelten streng ritualisierte Kriegskünste (Bu-Jutsu), mit zahlreichen bewaffneten oder waffenlosen oft geheimen Kampftechniken. Ken-Jutsu oder To-Jutsu (Schwertkunst), Kyu-Jutsu (Bogenschiessen), Kumiuchi (Nahkampf) usw. gelangten zu grosser Bedeutung.

Verschiedene Umstände führten nun zum Aufstieg und zur Entwicklung des Ju-Jutsu: Offenbar hatte es seinen Ursprung im "Kumiuchi" (Nahkampf) auf dem Schlachtfeld, wobei die dort entwickelten Techniken systematisch zusammengefasst wurden. Es entstand eine spezielle Kampfart ohne Waffen, wenn Krieger und Samurai keine Schwerter zur Hand hatten, oder wenn sie ihre Gegner überwältigen wollten, ohne sie ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten. Dabei kamen Schläge, Stösse, Tritte, Würfe und Gelenkhebel zur Anwendung, welche studiert und weiterentwickelt wurden. Mehrere Jahrhunderte lang war es dem Volk streng untersagt, irgendwelche Waffen zu tragen. Um sich gegebenenfalls aber doch verteidigen zu können, lernte auch das "gewöhnliche" Volk sich mit blossen Händen zu wehren.

 

Ju-Jutsu war am Anfang unter gut einem Dutzend verschiedener Namen bekannt, wie z.B. "Yawara", "Tai-Jutsu", "Wa-Jutsu", "Torite", "Kogusoku", "Kempo", "Yoroi Kumiuchi", usw.Es gab verschiedene Schulen (Ryu), welche sich durch ihre besonderen Eigenarten unterschieden. Allgemein darf aber Ju-Jutsu als eine "Kunst von Angriff und Verteidigung, ohne oder gelegentlich mit Waffen, gegen Gegner mit oder ohne Waffen", bezeichnet werden.

 

Als eine der ältesten Ju-Jutsu-Schulen überhaupt, wird die "Take-no-uchi Ryu" genannt, welche um 1532 in einem kleinen Bergdorf in der Provinz Okayama gegründet wurde.Es liegt in der Natur der Sache, dass die verschiedenen Kriegskünste nach den Namen der verwendeten Waffen oder den Methoden wie sie gebraucht wurden, ihre Bezeichnungen erhielten. Eine Ausnahme bildet Ju-Jutsu, dessen Name vom Prinzip seiner Technik herrührt und ja nicht eine eigentliche Technik selbst bezeichnet. Das heisst, die Ju-Jutsu-Schulen wählten das Wort "Ju" (sanft, geschmeidig) für die Bezeichnung ihrer Kunst, weil sie damit betonen wollten, dass jede gute Technik auf dem Prinzip "Das Sanfte beherscht das Starke" basiert. Das Zeichen "Ju" (oder "Yawara") hat eine ganze Anzahl von Bedeutungen. Es kann heissen: sanft, weich, geschmeidig; es kann aber auch als fügsam oder harmonisch ausgelegt werden. Ju-Jutsu meint demnach eine Gruppe von Kampftechniken, welche zusammengefasst als "sanfte Kunst" bezeichnet werden kann, da "Ju" das Gegenteil von "hart" (Kampfkunst mit Waffen) bedeutet.